Die Erben der Arisierung
100 Jahre Familientradition?
Den Anfang machte am 20. Juni 2014 die E-Mail von Rolf Stürm aus Basel, Enkel eines ehemaligen Frankfurter jüdischen Unternehmers, dessen Firma 1935 arisiert worden war. 100 Jahre später behaupteten die Nachkommen des einstigen Ariseurs, ihr Unternehmen "Elsen & Hemer" blicke auf „100 Jahre Familientradition“ zurück, die "auf die Firmengründung im Jahr 1914" zurückgehe.
Diese Geschichte hätte einen nicht zu langen Zeitungsartikel ergeben sollen – keine große Sache, drei, vier Tage Arbeit vielleicht. Doch die Suche nach alten Unterlagen führte mich zu weiteren, teils spektakulären Arisierungsfällen wie jenem der 1937 arisierten Fabrik und heutigen Firmenzentrale des Spezialchemieherstellers "Zschimmer & Schwarz" in Lahnstein.
Wie verhalten sich die heutigen Eigentümer?
Recherchen in 16 in- sowie fünf ausländischen Archiven und zahlreiche Interviews lösten eine Beschäftigung mit dem Thema Arisierung aus, die bis heute fortdauert:
• Wer profitierte vom legalisierten Raub und Mord an den europäischen Juden?
• Wie verhalten sich die heutigen Eigentümer arisierter mittelständischer Familienunternehmen
zur NS-Vergangenheit ihrer Firma und Familie?
• Welche Bedeutung hat die Arisierung für das Verständnis des Holocaust und der deutschen Ge-
sellschaft vor und nach 1945?
• Welche konkreten Auswirkungen hat sie bis heute?
Auf diese und andere Fragen suche ich seither Antworten; die Arisierungsforschung ist zum zentralen Thema meiner journalistischen Arbeit geworden. Inzwischen sind mehrere Zeitungsartikel zu diesem Thema erschienen, die Sie auf dieser Website lesen können. Derzeit arbeite ich an einem Buch und halte bundesweit Vorträge an Schulen und vor erwachsenem Publikum.
>> Vortragstermine finden Sie im Terminkalender auf dieser Website.